MUSEUM TROTZ CORONA, Teil 1
Eine Münze mit Charakter
Objekt: RG-Slg., G 836, V 2271
Das NHMS ist stolz auf seine umfangreiche Sammlung hennebergischer Münzen aus dem 13. bis 16. Jahrhundert. Das älteste bekannte Geldstück der Grafen von Henneberg ist dieser Silberpfennig aus der Zeit Poppos VII. (gest. um 1245), des vermeintlichen Bauherrn der Bertholdsburg.
Die 0,4 g leichte Münze zeigt auf ihrer Vorderseite eine menschliche Gestalt, auf der Rückseite einen doppelköpfigen Adler über einem Turm mit Zinnen. Der auf den ersten Blick unscheinbare Pfennig offenbart uns damit ein umfangreiches politisches Programm. Die Münze Poppos VII. ist nämlich weit mehr als ein Zahlungsmittel, sie ist auch ein Trägermedium der Repräsentation!
Aufgrund ihrer Eigenschaft als Tauschprodukt im Warenverkehr gingen Geldstücke wie dieses in der Regel durch zahlreiche Hände – das Publikum, dem Poppo von Henneberg seine Botschaft mitteilen wollte, war dementsprechend groß. Obwohl sicherlich nicht jedem klar gewesen sein wird, was Poppo VII. durch seine Münzen sagen wollte, ist doch davon auszugehen, dass die meisten seiner Zeitgenossen, insbesondere aus Adel und Bürgertum, die Symbolik auf den Münzbildern zu deuten vermochten.
Der moderne Betrachter allerdings wird sich zurecht die Frage stellen: „Was will mir Poppo damit eigentlich sagen?“
Die Rückseite der Münze mit dem Doppeladler lässt sich mit rudimentären Kenntnissen in der Wappenkunde noch relativ problemlos identifizieren. Es handelt sich um das scheinbar ursprüngliche Wappen der Henneberger Dynastie, die ihre Anfänge auf die Inhaberschaft des Würzburger Burggrafenamtes zurückführten. Aus diesem Grund blieb das Burggrafenwappen lange Zeit das Familienwappen der Grafen von Henneberg. Erst unter der Herrschaft Poppos VII. wurde es in den 1230er Jahren durch ein Hennenwappen ersetzt.
Die Vorderseite der Münze stellt eine größere Herausforderung dar. Dank der Vergrößerung durch ein professionelles Mikroskop der Firma KEYENCE aus Neu-Isenburg (Aufnahme aus dem Jahr 2017) lässt sich das stark abgenutzte Münzbild vergleichsweise gut sichtbar machen. Zuerkennen ist eine dem Betrachter zugewandte Figur als Brustbild, d. h. die Gestalt ist nur bis zur Taille abgebildet. Es handelt sich hierbei natürlich um den Münzherrn und Inhaber der Grafschaft: Graf Poppo VII. von Henneberg. Als Zeichen seiner Grafenwürde trägt er auf dem Kopf einen sog. Grafenhut. In den Händen hält Poppo ein Schwert (in seiner Rechten) sowie ein Lilienszepter (in seiner Linken). Das Schwert war für den mittelalterlichen Adel ein essentielles Standessymbol: Es spiegelt das Rittertum sowie die Wehrfähigkeit seines Trägers wider und verweist damit auf die Schutzfunktion, die der Graf gegenüber seinen Untertanen, aber auch gegenüber dem römisch-deutschen Reich hatte. Gleichzeitig weist das Schwert auf die umfangreichen Gerichtsrechte hin, die Poppo in seinem Herrschaftsgebiet ausüben durfte.
Die Lilie wiederum zeugte von Adel. Besonders die Elite unter den Adligen, die Reichsfürsten, nahmen das Lilienszepter als Ausdruck ihrer besonders hohen Stellung im 13. Jahrhundert in ihre Siegel- und Münzbilder auf. Dass auch Poppo VII. zu diesem repräsentativen Element gegriffen hatte, deutet an, welch hohen Rang er für sich und sein Geschlecht beanspruchte.
Mittelalterliches Geld ist eben nicht nur schnöder Mammon. Für den mittelalterlichen Adel boten Münzen eine gern genutzte Plattform zur nonverbalen Kommunikation – Und manchmal sagte ein Zeichen mehr als tausend Worte!
Bild zur Meldung: Pfennig Poppos VII. von Henneberg (Foto: Auktionshaus Künker, Osnabrück)